Branchen & Märkte

Kuba eröffnet neuen Devisenmarkt

08.08.2022

Die Regierung beginnt mit dem Ankauf von Devisen zu einem Wechselkurs, der fünfmal so hoch ist, wie der offizielle. Der Verkauf von Devisen soll folgen.

 

Die kubanische Regierung hat am Donnerstag mit dem Ankauf von Devisen von der Bevölkerung begonnen und damit einen ersten Schritt zur Öffnung eines neuen Devisenmarktes auf der Insel vollzogen.

Wirtschaftsminister Alejandro Gil Fernández kündigte diesen Schritt am Mittwochabend in einer Fernsehsondersendung an. Akzeptiert werden demnach alle Devisenwährungen, einschließlich des US-Dollars. Der Verkauf von Fremdwährungen durch den Staat dagegen bleibt ausgesetzt, bis „die Bedingungen es erlauben“, so der Minister. „US-Dollars und andere Währungen werden noch nicht an die Kubaner verkauft“, da dies „Teil eines Schrittes ist, der später erfolgen wird“.

„Heute kommen Devisen ins Land, die nicht vom nationalen Finanzsystem erfasst werden, sondern auf anderen informellen Märkten zu einem höheren Wechselkurs gehandelt werden“, begründete Gil Fernández den Schritt. „Deshalb müssen wir Entscheidungen treffen, um diese Devisen einzufangen und sie im Sinne der Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Kubas zu investieren.“ Er erklärte, dass der Devisenmarkt nicht mit einem Wechselkurs von 1:24 arbeiten kann, „weil wir dafür Devisen benötigen, die wir nicht haben“.

Heute sei die Nachfrage nach ausländischen Währungen größer als das Angebot, und auf dem Markt gebe es eine Variable, die angepasst werden müsse: der Wechselkurs. „Aber je höher der Wechselkurs ist, desto größer ist der Anreiz zu verkaufen, aber nicht zu kaufen, und umgekehrt, und der Markt muss im Gleichgewicht funktionieren“, fügte er hinzu. „Wir müssen also eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass die Nachfrage viel höher ist als das Angebot, und das führt dazu, dass wir den Wechselkurs anheben müssen – mit inflationären Auswirkungen und anderen negativen Folgen –, um mit einem ausgeglichenen Markt zu arbeiten.“ Ende des Jahres hatte Gil Fernández betont, dass die Bekämpfung der Inflation die wichtigste Aufgabe der kubanischen Regierung bleibe. Die Wiederaufnahme des Devisenumtausches ist Teil eines Maßnahmenpakets zur Bewältigung der Wirtschaftskrise, das die Regierung Ende Juli angekündigt hatte.

Der Wechselkurs für die Bevölkerung wird nach Angaben der kubanischen Zentralbank 120 kubanische Pesos für einen US-Dollar betragen, soll jedoch flexibel gestaltet sein. Der nun festgelegte Kurs entspricht in etwa dem Schwarzmarktkurs. Im Unternehmenssektors wird der Wechselkurs weiterhin bei 1:24 liege, betonte Gil Fernández.

Es wird auch weiterhin nicht möglich sein, US-Dollar auf MLC-Konten einzuzahlen, „da es nicht möglich ist, mit dieser Währung im internationalen Handel zu arbeiten“, fügte er hinzu. Der Minister erklärte weiter, dass der Ankaufsmarkt für alle natürlichen Personen funktionieren wird und dass die Bevölkerung das Geld auf ihre CUP-Konten oder in bar erhalten wird. Er stellte klar, dass alle Transaktionen an Bankschaltern durchgeführt werden; die Wechselstuben (Casa de cambio) bleiben demnach geschlossen.

Mit der Währungsreform zum Jahresbeginn 2021 hatte die Regierung alle Wechselstuben geschlossen, so dass Bevölkerung (und auch Reisende) zum Devisentausch auf den Schwarzmarkt angewiesen waren. Einer der Vorteile der jetzigen Entscheidung ist die Legalität eines Devisenmarktes für Kubaner und Reisende, der es ihnen ermöglicht, nicht auf den informellen Markt ausweichen zu müssen, so Gil Fernández.

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