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Kuba entsendet medizinisches Personal nach Italien

09.01.2023

Kubanische Ärztebrigaden sollen helfen, in Kalabrien den „Gesundheitsnotstand“ zu bekämpfen. Derweil kündigt Brasilien die Wiederaufnahme seines Programms „Más Médicos“ an.

Kuba hilft in Italien erneut mit seinen Ärzten. Einundfünfzig Mediziner und Medizinerinnen von der Insel sind kurz vor dem Jahreswechsel in Catanzaro, der Hauptstadt der süditalienischen Provinz Kalabrien, eingetroffen. Sie sind Teil eines Kontingents von fast 500 Fachärzten, die in den kommenden Monaten helfen sollen, den Ärztemangel in der Provinz zu beheben.

Ein entsprechendes Abkommen (PDF) war im August vom Präsidenten der Region, Roberto Occhiuto, und der kubanischen Regierung unterzeichnet worden. Occhiuto nannte die Initiative bei der Begrüßung der kubanischen Ärzte „ein Modell auch für andere Regionen“. Er stellte zugleich klar, dass es sich bei dem Programm „um ein außergewöhnliches, aber grundlegendes Instrument für Notfälle“ handele, um „angesichts eines Gesundheitsnotstands“ in der Region die medizinische Vesorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Die kubanischen Fachkräfte hätten Einjahresverträge und würden nach einem Sprachkurs auf verschiedene Krankenhäuser verteilt.

Italien und Kuba haben ihre Zusammenarbeit im Gesundheitssektor zuletzt verstärkt. Im Jahr 2020 hatte die auf Einsätze in Katastrophensituationen spezialisierte kubanische Ärztebrigade „Henry Reeve“ unter anderem in der italienischen Region Lombardei bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie geholfen. Im April vergangenen Jahres vereinbarte Kuba die Produktion seines COVID-19-Impfstoffs Soberana 02 in Italien. Das mit der Impfstoffentwicklung befasste Finlay-Institut aus Havanna und das italienisch-schweizerische Unternehmen Adienne unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung.

Brasilien nimmt Programm „Más Médicos“ wieder auf

Derweil hat die neue brasilianische Regierung angekündigt, das von dem abgewählten Präsidenten Jair Bolsonaro beendete Ärzteprogramm „Más Médicos“ wieder aufzunehmen. Das berichtet die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina. Demnach sollen auch Stellen mit Ausländern besetzt werden. Ob darunter auch kubanische Ärzte sein werden, dazu wurden keine Angaben gemacht.

„Más Médicos“ war 2013 von Brasiliens damaliger Präsidentin Dilma Rousseff initiiert worden, um durch die Anwerbung ausländischer Fachkräfte eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu erreichen. Tausende kubanische Mediziner und Medizinerinnen hatten an dem Programm teilgenommen. Sie wurden vor allem in ländlichen Regionen, indigenen Gebieten und Armenvierteln Brasiliens eingesetzt.

Im November 2018 entschied die kubanische Regierung, ihre 8.600 Ärzte aus „Más Médicos“ zurückzuziehen, nachdem der damals frisch gewählte Präsident Bolsonaro in einem Zeitungsinterview die Qualifikation der kubanischen Ärzte in Zweifel gezogen, Änderungen ihrer Verträge gefordert und sogar die diplomatischen Beziehungen zu Kuba in Frage gestellt hatte. Bolsonaro beendete später das „Más Médicos“-Programm und rief stattdessen einen neuen Plan unter dem Namen „Ärzte für Brasilien“ ins Leben.

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