Branchen & Märkte

Kuba auf der Suche nach ausländischen Investitionen zur Rettung seiner Zuckerfabriken

26.06.2022

Der staatliche Zuckersektor plant Gemeinschaftsunternehmen mit einer Mindestlaufzeit von 30 Jahren. Verhandelt wird mit Russland, Venezuela, China und Italien.

 

Ausländische Investitionen anzuziehen, um die kubanische Zuckerindustrie zu modernisieren, ist eines der Hauptziele des Portfolios an Investitionsmöglichkeiten für 2021-2022, das in dieser Woche in Havanna vom staatlichen Zuckerkonzern AZCUBA (Grupo Empresarial Azucarero Azcuba) vorgestellt wurde.

Kuba verfügt über 56 Zuckermühlen, die sich in einem „mittleren bis hohen Stadium des Verfalls“ befinden, wie Führungskräfte von AZCUBA bei der Präsentation des Geschäftsportfolios im Rahmen des 16. Internationalen Kongresses für Zucker und Zuckerderivate (Diversificación 2022) laut der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina erklärten. An der Konferenz in Havanna nehmen mehr als 200 Fachleute aus 17 Ländern teil.

Die Modernisierung der Zuckermühlen ist das wichtigste Investitionsprojekt von Azcuba. Es zielt auf die Gründung von Joint Ventures ab, die die Sanierung der Struktur dieser Anlagen durchführen können. Nach Angaben von Prensa Latina wurde das Geschäftsportfolio von Lourdes Castellanos, Direktorin für internationale Beziehungen, Wirtschaft und Auslandsinvestitionen von AZCUBA, und Francisco Lleó, Präsident von Zerus S.A., vorgestellt. Zerus gehört zu AZCUBA und widmet sich der Gründung von Joint Ventures und anderen Geschäftsmodalitäten, in Absprache mit ausländischen Investoren.

Juan Carlos Nuñez von Zerus S.A. erklärte, dass Machbarkeitsstudien durchgeführt würden, um ein Gemeinschaftsunternehmen mit einer Laufzeit von 30 Jahren zu gründen, das bei Erfolg verlängert werden kann, so der Experte. Er fügte hinzu, dass das Projekt den großen Vorteil hat, dass es vom Beginn der Ernte an laufen kann und mit den Einnahmen aus der Produktion des ersten Jahres zur kontinuierlichen Finanzierung der Modernisierungsinvestitionen beiträgt.

Lleó teilte zudem mit, dass man derzeit mit mehreren russischen Unternehmen über die Modernisierung der Zuckermühlen verhandele und auch Gespräche mit einem venezolanischen Unternehmen und anderen aus China und Italien aufgenommen habe.

Kuba ist traditionell ein Großproduzent und Exporteur von Zucker in die ganze Welt, aber die Ergebnisse der letzten Zuckerernten sind weit hinter den historischen Durchschnittswerten und Planungen zurückgeblieben. Mitte Juni kündigte AZCUBA an, dass man nicht in der Lage sein werde, seine internationalen Verpflichtungen zu erfüllen. Einer der wichtigsten Exportmärkte für kubanischen Zucker ist China. Nach offiziellen Angaben kauft das asiatische Land jährlich 400.000 Tonnen von Kuba.

Staatliche Medien hatten zuvor gemeldet, dass bei der Ernte 2021-2022 nur 52 Prozent der ursprünglich geplanten 911.000 Tonnen erreicht wurden. Es ist eine der schlechtesten Zuckerernten in der Geschichte des Landes. Der kubanische Zuckersektor befindet sich seit Jahren im stetigen Niedergang. Nach offiziellen Angaben haben von den 35 Zuckerfabriken, die an der am 20. Mai zu Ende gegangenen Ernte teilgenommen haben, nur drei ihren Produktionsplan erfüllt.

Laut dem Kommunikationsdirektor des kubanischen Staatskonzerns AZCUBA, Dionis Pérez, sind die Ursachen für die schlechte Ernteleistung „vielfältig“, darunter „objektive Probleme, die das Land betreffen, und andere organisatorischer Natur“. Auch der finanzielle Faktor sei einer der „einflussreichsten“. Pérez machte dafür die Verschärfung der US-Blockade gegen Kuba verantwortlich, die sich direkt auf die Beschaffung von Mitteln für die Reparatur und Wartung von Maschinen, Fahrzeugen und Industrie auswirke. Hinzu kämen interne Schwierigkeiten.

 

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